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MTB Schaltungen: Übersetzung 3x11 vs. 2x11 vs. 1x11

Schon vor beinahe vier Jahren hatte ich hier im Blog die Frage gestellt, "Welche Schaltung für mein Bike: XTR oder XT, XX/X0 oder X9?". Ausgegangen war ich damals vom Verbau der Schaltungen auf 26 Zoll Mountainbikes. Die 29er standen noch vor ihrem Durchbruch, 27,5 Zoll (650B) war noch unbekannt, es gab noch keine 11-fach Ritzel und auch die SRAM XX1, mit einem einzigen Kettenblatt, war noch nicht geboren. 

Also haben sich inzwischen einige Voraussetzungen geändert, um zu bewerten, welches nun die "richtige" Schaltung/Übersetzung für das MTB ist. Dabei gehe ich immer noch von der Frage aus, welche Touren ich unternehmen, welche Strecken man bewältigen möchte. Dies ist entscheidend dafür, wie breitbandig die Übersetzung sein soll.

Will ich ein Crosscountry-Rennen bestreiten, nutze ich mein MTB vorwiegend für kurze Feierabendrunden? Welche Steigungen möchte ich bewältigen, fahre ich viele Flachstrecken, Forst- und Radwege? Bin ich eher abfahrtsorientiert und nutze Bahnen und Shuttles für längere Aufstiege oder fahre ich längere, vielleicht mehrtägige, Alpenetappen? Dies sind die entscheidenden Fragen für die Auswahl der richtigen Übersetzung.

Vorweg - die derzeit breitbandigste Übersetzung auf dem Markt ist immer noch die 3x11 von Shimano (XTR, ab 2016 auch XT), mit 40/30/22 Zähnen an der Kurbel und 11-40 Zähnen am Ritzel. SRAM bietet für seine 2x11 sogar Ritzel mit 10-42 Zähnen an, verzichtet an der Kurbel mit 36/24 jedoch auf das dritte Kettenblatt. Shimano lässt dem Kunden die Wahl und erlaubt die Kombination von 3-fach vorne und 11-fach hinten (Shimano XT 2016 wahlweise 11-40 oder 11-42). 

Für die obigen Beispiele ist somit der leichteste Klettergang bei Shimano die Kombination 22x40, bei SRAM 24x42. Dies sollte für die meisten Anstiege mit 26 Zoll Laufrädern locker reichen (1,27 m je Pedalumdrehung), bei 27,5 Zoll wird es etwas schwerer und bei 29 Zoll noch schwerer zu kurbeln. Allerdings sollte diese Übersetzung für einen großen Teil der Anstiege ausreichen. Die Alternative heißt allerdings schieben. 

Betrachtet man hingegen den härtesten Gang, so ist das bei 3x11 von Shimano die Kombination 40x11, bei SRAM 36x10. Für die größeren Laufradstandards reichen 36 Zähne für Geschwindigkeiten über 40 Km/h aus, für 26 Zöller wäre 36x11 wohl eine zu kurze Übersetzung für das Flache. Die alten 3-fach Übersetzung hatten 44/33/22 Zähne, also Gänge für hohe Geschwindigkeiten und steile Anstiege.

Diese Betrachtungen schließen eine 1x11 Übersetzung für Touren-Mountainbikes aus. Auch mit einem Ritzelpaket von 10-42, jedoch mit einer festen Ausstattung der Kurbel mit 26-28-30-32-34-36-38-40 Zähnen fehlen entweder die schnellen oder die langsamen Übersetzungen. Und man wird kaum den notwendigen Zahnkranz mit auf Tour nehmen und bei Bedarf umbauen.

Der Vergleich zwischen 2x11 und 3x11 fällt weniger eindeutig aus. Vernachlässigt man die leicht geringeren Gewichte und Baubreiten der 2x11, dann kommen die Überschneidungen der Gänge ins Spiel. 3x11 bringt etwas mehr Geschwindigkeit nach oben und etwas weniger Geschwindigkeit nach unten und somit weniger Kraftaufwand in der Steigung. Zudem gelingt mit dreifach eine etwas feinere Gangabstufung, wo erfahrene Biker leichter ihre optimale Trittfrequenz finden. 2x11 hingegen verzichtet auf zumindest einen Gang nach oben (36:10 - bei max. 40 Km/h ist Schluss) und unten (ca. 1,5 m je Pedalumdrehung - 26:40). Die Trittfrequenzen sind durch die größeren Sprünge am Ritzel vorgegeben, machen aber auch das Schalten etwas einfacher.
Shimano XTR 2-fach Kurbel (36/26)
Shimano XTR Umwerfer mit Ritzel (11-40)
F
azit: Fährt man lange und steile Touren, sind Klettergänge sehr wichtig. Auf Radwegen im Flachen hingegen sind schnellere Übersetzungen notwendig, damit man einen entspannten Tritt fahren kann und nicht ins Strampeln kommt. Somit sollte jeder Biker aufgrund seiner Nutzung die ideale Schaltung/Übersetzung finden. Wer sich beim Kauf über die voraussichtliche Nutzung nicht sicher ist und sich möglichst viele Möglichkeiten offen halten möchte, wählt 3x11 bzw. 3x10. Eine Alternative ist 2x11 bzw. 2x10, diese Kombinationen werden letzthin häufig als Standard angeboten, vor allem bei den 29ern. Für das kleinere Kettenblatt sollten aber 24 oder 26 Zähne gewählt werden, um einige taugliche Klettergänge dabei zu haben.  1x11 ist etwas für Profis und kann aus o. g. Gründen für Jedermann-Mountainbiker nicht empfohlen werden.


Kommentare

  1. Stimme mit Dir absolut überein. Abgesehen davon wie schwierig es sein wird unterwegs Ersatzteile zu bekommen für 1x11, nicht zu verachten der extreme SChräglauf der kette.
    Vom Preis bei 1x11 ganz zu schweigen

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  2. aber eventuell ist 1 mal 12 von SRAM eine Alternative

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  3. Ja, die Bandbreite ist sicher phänomenal, ob die Haltbarkeit/Zuverlässigkeit passt, wird man sehen.

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  4. Tja.. und heute ist es unglaublich schwierig noch ein mtb mit einer 2x11 Schaltung zu finden, das nicht im kompletten Einsteigerbereich liegt. Ausnahmen scheinen hauptsächlich die Versender-Hersteller (Canyon etc) zu sein.

    Ich verstehe die Argumentation einer 1x12 Schaltung außerhalb des Profi-Bereichs nicht. Ein kleines bisschen weniger Gewicht und weniger 'Komplexität' beim Schalten... während für die 2x11 Variante das Argument von mehr Fahrspaß weil man die richtigen Gänge findet, spricht. Wie kann das Argument mehr Fahrspaß verlieren?

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